Für Unternehmen ist die Aufnahme in einen Index wie den SMI oder SPI nicht nur ein Symbol für Marktrelevanz, sondern hat auch ganz konkrete Folgen: Wenn ein Unternehmen in einen solchen Index aufgenommen wird, investieren zahlreiche Fonds, ETFs und andere institutionelle Anleger automatisch in dessen Aktie. Dadurch kann die Nachfrage nach der Aktie steigen, was zu mehr Liquidität, höherem Handelsvolumen und oft auch zu einem steigenden Aktienkurs führt. 

Relevanz für kotierte Unternehmen

Eine Indexaufnahme wirkt wie ein Qualitätssiegel: Sie signalisiert, dass ein Unternehmen nach klaren Kriterien als besonders relevant für den Markt eingestuft wird. Besonders bedeutend ist dies für Unternehmen, die in den SMI aufgenommen werden, da dieser Index international stark beachtet wird. Viele passive Anlageprodukte (insbesondere ETFs) orientieren sich streng an der Indexzusammensetzung. Wird ein Unternehmen aufgenommen, müssen diese Produkte dessen Aktien automatisch kaufen. 

Auch weniger stark genutzte Indizes wie der SMIM oder SPI ESG haben für spezialisierte Investoren Relevanz. Für Unternehmen bedeutet die Indexaufnahme daher einen höheren Bekanntheitsgrad, mehr Sichtbarkeit bei Investoren und potenziell eine grössere Nachfrage nach ihrer Aktie. 

Aufnahmeverfahren und Pufferzonen

Bei der Auswahl der Indexbestandteile verfolgt SIX einen transparenten und regelbasierten Prozess. Dabei werden zwei Hauptkriterien berücksichtigt: 

  1. Free Float Marktkapitalisierung: Nur der Streubesitz, also der frei handelbare Teil der Aktien, zählt für das Ranking. 

  2. Orderbuchumsatz: Es wird geprüft, wie rege die Aktie tatsächlich gehandelt wird. 

Für Indizes mit fester Anzahl Komponenten, wie z. B. der SMI mit genau 20 Titeln, erstellt SIX vierteljährlich eine sogenannte Selektionsliste. Unternehmen, die auf den Rängen 1 bis 18 dieser Liste liegen, erfüllen die Anforderungen für eine Aufnahme in den SMI. Die Ränge 19 bis 22 gelten beim SMI als Pufferzone: Bereits im Index enthaltene Titel in diesem Bereich werden zunächst nicht ersetzt. Erst wenn ein neuer Kandidat einen Rang höher als 19 erreicht und ein bestehendes Mitglied schlechter als Rang 22 abschneidet, erfolgt ein Austausch. Diese Pufferzone ist wichtig, um unnötig häufige Änderungen zu vermeiden, die zu Instabilität führen könnten. Die Pufferzonen vom SMI, SLI und SMIM sind nicht gleich gross. Beim SLI sind es Rang 28 bis 33 und beim SMIM Rang 48 bis 53.  

Um die Funktionsweise der Pufferzone verständlich zu machen, betrachten wir eine fiktive Ausgangslage und zwei mögliche Szenarien. 

Ausgangslage: 

  • Der SMI enthält genau 20 Unternehmen. 

  • Unternehmen A ist aktuell im SMI enthalten und liegt auf Rang 19 der Selektionsliste. 

  • Unternehmen C ist nicht im Index, befindet sich aber auf Rang 21 der Liste. 

Szenario 1: Unternehmen C verbessert sich leicht und erreicht Rang 19. Unternehmen A fällt gleichzeitig auf Rang 22. Beide liegen innerhalb der definierten Pufferzone (Ränge 19 bis 22). Da kein neuer Kandidat gleich oder besser als Rang 18 ist und kein bestehendes Unternehmen gleich oder schlechter als Rang 23, bleibt die Zusammensetzung des Index unverändert. Die Pufferzone schützt hier vor unnötigem Wechsel. 

Szenario 2: Unternehmen C verbessert sich deutlich auf Rang 17 und wird damit zum potenziellen Aufnahmekandidaten. Gleichzeitig fällt Unternehmen A auf Rang 21 oder schlechter. Nun greifen die Regeln: Unternehmen C liegt über der Eintrittsschwelle (Rang 18 oder besser), und Unternehmen A unter der Austrittsschwelle (Rang 21 oder schlechter). In diesem Fall wird Unternehmen A aus dem Index entfernt, obwohl es sich weiterhin innerhalb der Pufferzone befindet. Gleichzeitig wird Unternehmen C neu aufgenommen, da es bereits direkt oberhalb der Eintrittsschwelle rangiert (Platz 18 oder besser). 

Dieses Verfahren stellt sicher, dass nur dann Veränderungen in der Indexzusammensetzung vorgenommen werden, wenn diese sowohl durch klare Verbesserungen als auch durch klare Verschlechterungen begründet sind. Die Stabilität des Index bleibt dadurch erhalten. 

Die Rangposition auf der Selektionsliste entscheidet ausschliesslich darüber, ob ein Unternehmen die formalen Kriterien für eine Aufnahme erfüllt. Sie bestimmt jedoch nicht das Gewicht im Index. Die Gewichtung basiert auf aktuellen Free Float-Marktkapitalisierung. Zusätzlich gelten Kappungsregeln – im Fall des SMI etwa eine Obergrenze von 18 % pro Titel –, um eine ausgewogene Indexstruktur zu gewährleisten. Ein neu aufgenommenes Unternehmen kann somit im endgültigen Indexranking eine andere Stellung einnehmen als auf der Selektionsliste, abhängig von seiner relativen Grösse (aktuelle gg. durchschnittliche Marktkapitalisierung) im Vergleich zu den übrigen Indexmitgliedern. 

Ordentliche und ausserordentliche Indexreviews

Die Zusammensetzung der Indizes wird im Rahmen eines ordentlichen Indexreviews viermal pro Jahr überprüft, jeweils zum Quartalsende (März, Juni, September, Dezember). 

Für die wichtigsten Indizes – SMI, SLI und SMIM – erfolgt die reguläre Anpassung jedoch nur einmal jährlich, nämlich im September. Grundlage hierfür ist die aktualisierte Selektionsliste vom Juni, die auf den Jahresdaten basiert – nämlich der durchschnittlichen Freefloat-Marktkapitalisierung und dem Orderbuch-Umsatz im Zeitraum vom 1. Juli bis zum 30. Juni.

Zusätzlich gibt es auch ausserordentliche Anpassungen – zum Beispiel wenn ein Unternehmen dekotiert wird (also nicht mehr an der Börse gehandelt wird), wenn es fusioniert oder wenn es sich anderweitig so verändert, dass es die Kriterien nicht mehr erfüllt. In solchen Fällen kann SIX kurzfristig reagieren und den Index entsprechend anpassen. Dabei gilt eine Mindestankündigungsfrist von fünf Handelstagen, damit alle Marktteilnehmer ausreichend Zeit haben, sich auf die Änderungen vorzubereiten. 

IPOs und Spin-Offs

Auch neue Unternehmen können in die Indizes aufgenommen werden – entweder durch einen Börsengang (IPO) oder durch die Abspaltung eines Unternehmensteils (Spin-Off). 

Beim IPO gilt grundsätzlich: Ein Unternehmen kann frühestens ab dem zweiten Handelstag in den SPI aufgenommen werden – unter der Voraussetzung, dass der Free Float mindestens 20 % beträgt und über drei Monate stabil bleibt. Erst danach kann es für andere Indizes wie den SMIM oder SMI berücksichtigt werden, wenn es die entsprechenden Kriterien erfüllt. 

Bei Spin-Offs kann die Aufnahme in einen Index schneller erfolgen. Wenn die neue Gesellschaft unmittelbar nach der Abspaltung die erforderlichen Kriterien erfüllt, kann sie unter bestimmten Bedingungen bereits im darauffolgenden Quartalsreview in einen Index aufgenommen werden. 

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