Die Wurzeln der Investor Relations reichen weit zurück. Es folgt ein kurzer Blick zurück in die Geschichte.

Am 24. Januar 1609 griff Isaac Le Maire, ein mit allen Wassern gewa­schener Kaufmann, zur Feder und schrieb der Dutch East India Com­pany (VOC), eine der grössten Handelsunternehmungen des 17. und 18. Jahrhunderts, einen geharnischten Brief (siehe Paul Frentrop und Joost Jonker1). Er beklagte sich über die miserable Corporate Governance, über den Missbrauch der Macht durch das Management, über die Strategie der Gesellschaft und die schlechte Behandlung der Aktionäre. Aktionärsaktivismus gab es also bereits vor über 400 Jahren. Diese Form der Einflussnahme ist auch heute noch häufig Anlass, um die Investorenbeziehungen zu verstärken oder auf eine neue Basis zu stellen.

Dasselbe gilt aus naheliegenden Gründen für Börsengänge. «New stock or bond flotations, upon which an expanding business must depend for its success, can be effected only if the concern has understood how to gain confidence and good will of the general public.» Das schrieb Edward Bernays in seinem Klassiker «Propaganda»2. 1928 publi­ziert, ist es eines der ersten Bücher, das die Grundzüge, den Sinn und Zweck der Unternehmenskommunikation beschreibt. Die Erkenntnis, dass die Beziehungen im Rahmen eines Börsengangs nicht nur zu den Investoren, sondern auch zur breiteren Öffentlichkeit intensiviert und professionalisiert werden sollten, ist also schon vor einiger Zeit gereift.

Entstehung des Begriffs

Während die Industrieikone General Electric (GE) bereits 1953 ein Kom­munikationsprogramm speziell für private Investoren entwickelt hat, etablierte sich der Begriff «Investor Relations» im deutschsprachigen Raum erst mit der Dissertation von H. K. Hartmann im Jahr 1968. In der Schweiz arbeitete Michael Drill 1995 das Thema mit einer Dissertation an der Universität St. Gallen systematisch auf3. Seine Überlegungen sind nach wie vor aktuell, weshalb Drill in diesem Handbuch mit einigen Darstellungen Tribut gezollt wird. Kristin Köhler hat in ihrem 2015 erschienenen Buch die Geschichte der IR detailliert aufgezeichnet und mit der Professionalisierung des IR­-Berufsstandes verknüpft4.

1

Frentrop, Paul/Jonker, Joost/Davis, Stephen: Shareholders Rights at 400, APG, 2009, Amsterdam

2

Bernays, Edward: Propaganda, H. Liveright, New York, 1928

3

Drill, Michael: Investor Relations. Funktion, Instrumentarium und Management der Beziehungspflege zwischen schweizerischen Publikums­-Aktiengesellschaften und ihren Investoren, Haupt, Bern, 1995

4

Köhler, Kristin: Investor Relations in Deutschand – Institutionalisierung – Professionalisierung – Kapitalmarktentwicklung – Perspektiven, Springer Gabler, Wiesbaden, 2015

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