3.4 Umgang mit Gewinnwarnungen, Gewinneinbrüchen und -sprüngen

Was tun, wenn sich die Hinweise verdichten, dass der anstehende Jahres­ oder Zwischenabschluss die eigenen Prognosen verfehlt (Gewinn­ warnung) oder, wenn solche nicht kommuniziert worden sind, gegen­ über der letzten Vergleichsperiode deutlich schwächer oder deutlich besser ausfallen wird (Gewinneinbruch/Gewinnsprung)?

Die kurze Antwort: Möglichst rasch (d. h. sobald der Emittent Kenntnis davon hat) eine Ad-­hoc­-Mitteilung publizieren, die den erwarteten Umfang und die Gründe für die schlechteren bzw. besseren Resultate transparent darlegt. 

Die längere Antwort: «It is better to be roughly right than precisely wrong.» Der Spruch des Ökonomen John Maynard Keynes passt auch auf simple Gewinnwarnungen. Ein paar Empfehlungen:

  • Besser so rasch als möglich eine Schätzung kommunizieren als Wochen später und kurz vor der Ergebnispräsentation praktisch definitive Zahlen.
  • Bei unsicheren Prognosen Bandbreiten kommunizieren, z.B. Umsatz oder EBIT von CHF x­-y Mio.
  • Sind die Gründe für die schlechteren Resultate nicht einmaliger, sondern struktureller Natur, ist es hilfreich, zusätzlich zur Guidance einen Plan und die wichtigsten Massnahmen zu kommunizieren, wie mit der neuen Marktsituation umgegangen wird.
  • Dem soll an den kommenden Resultatterminen ein Statusbericht zu diesem Massnahmenbündel folgen.
  • Das anstehende Ergebnis nicht mit Griffen in die Trickkiste – spontane Verkaufsaktionen, kurzfristiges Kostenprogramm – optisch verschönern; das verschiebt die allermeisten Probleme lediglich auf später.
  • Ziel muss sein, dass das Management mit gradliniger Kommuni­kation möglichst viel Vertrauen bewahrt, und nicht, dass der Kurs möglichst wenig korrigiert.
Vorsicht, wenn alles rund läuft

Wie Untersuchungen zeigen, schätzen Investoren und Analysten die Wachstumsperspektiven von Unternehmen mit gutem Leistungsausweis generell zu hoch ein. Das führt dazu, dass der Aktienkurs eines solchen Unternehmens im Fall einer Gewinnwarnung häufig besonders heftig korrigiert, weniger wegen des einmaligen Verfehlens der Erwartungen, sondern vielmehr aufgrund der Anpassung der mittelfristigen, grundsätzlich zu optimistischen Wachstumsprognosen. Die Lehre daraus für Manager und IR­-Spezialisten: Wenn es Hinweise auf eine (allenfalls branchenweite) Überbewertung gibt, der Versuchung widerstehen, «die Welle zu reiten». Vielmehr soll der Enthusiasmus der Investoren subtil und schrittweise gebremst werden. 

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