4.9 Die Schlussauktion: Der liquideste Moment des Börsentages

Die Schlussauktion ist die liquiditätsstärkste Phase des Börsentages, da sie sämtliche bis zum Handelsschluss eingereichten Kauf- und Verkaufsaufträge in einem einzigen, gebündelten Preisfindungsprozess zusammenführt. Während im kontinuierlichen Handel Orders einzeln ausgeführt und die verfügbare Liquidität über verschiedene Handelsplätze verteilt ist, entsteht in der Schlussauktion ein besonders tiefes Orderbuch, das grosse Volumina effizient und stabil absorbieren kann. Ein wesentlicher Treiber dieser hohen Markttiefe ist das Verhalten institutioneller Anleger. Besonders ETFs und Indexfonds richten ihre Transaktionen gezielt am offiziellen Schlusskurs aus, weil dieser Kurs als neutrale, transparente und regulatorisch akzeptierte Referenz für Bewertungen und Portfolioanpassungen dient. Entsprechend fliesst ein erheblicher Teil der täglichen Handelsaktivität bewusst in die Schlussauktion. Zusätzlich tragen moderne Handelsalgorithmen zu diesem Effekt bei. Strategien wie VWAP verteilen ihr Volumen über den Tag, orientieren sich jedoch an der steigenden Liquidität gegen Handelsschluss. Dadurch wird ein signifikanter Teil des Restvolumens in der Schlussauktion platziert, was die Markttiefe weiter erhöht. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass für Europäische Aktien die Preisfindung in der Schlussauktion keine systematischen Verzerrungen aufweist. Die SIX Swiss Exchange setzt zudem spezifische Mechanismen ein, welche die Stabilität des Auktionsprozesses erhöhen und nicht informationsbasierte Ausschläge reduzieren. Dies stärkt die Ausführungssicherheit und führt zu einem robusten Gleichgewichtspreis. Durch die Kombination aus gebündelter Liquidität, hoher Ausführungssicherheit, stabiler Preisfindung und breiter institutioneller Teilnahme stellt die Schlussauktion regelmässig den liquidesten Moment des gesamten Börsentages dar.

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