1.1 10 Empfehlungen für die Praxis
Die Aufnahme von Nachhaltigkeitsthemen in die Unternehmensagenda ist ein Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Dabei gibt es eine Reihe grundlegender Kriterien, an denen sich alle Unternehmen gleichermassen orientieren könnenbei der Entwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Die folgenden zehn Empfehlungen dienen börsenkotierten Unternehmen als Leitfaden, um regelmässig über ihre nachhaltigen Praktiken zu reflektieren und diese weiter zu verbessern.
1. Verankerung in der obersten Führungsebene
Um die Wirksamkeit der Nachhaltigkeitsagenda eines Unternehmens zu gewährleisten, muss sie in der obersten Führungsebene verankert sein. Zusammen mit dem Verwaltungsrat ist die Geschäftsleitung dafür verantwortlich, die materiellen Themen und Leistungsindikatoren zu definieren. Nur durch diesen Anker wird der kulturelle Wandel gefördert und die gesetzten Ziele und vereinbarten Vorgaben von den Mitarbeitenden getragen und umgesetzt.
2. Herausfinden, was sich ändern muss
Eine regelmässige Nachhaltigkeitsanalyse ist entscheidend, um Lücken aufzudecken und einen Aktionsplan für kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu erstellen. Dabei werden Strukturen, Prozesse und Systeme kritisch hinterfragt. Eine Überprüfung der Unternehmensdokumente, der Organisationsstruktur und des Managementsystems ist ein guter Ausgangspunkt. Durchgeführt werden kann diese Nachhaltigkeitsanalyse von Beratungsunternehmen oder internen Ausschüssen.
3. Mit Stakeholdern zusammenarbeiten
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung muss die unterschiedlichen Anforderungen und Erwartungen von den Stakeholdern erfüllen. Der Dialog mit den wichtigsten Stakeholdern und die Identifizierung von Schlüsselthemen ist entscheidend, um die Unternehmensstrategie in Einklang mit nachhaltigen Faktoren zu bringen. Ausserdem sollten Nachhaltigkeitsinformationen aktiv über etablierte Kommunikationskanäle offengelegt und kommuniziert werden, damit sie insbesondere für den Investorenkreis einen Mehrwert haben.
4. Prioritäten setzen
In einem nächsten Schritt sollten nach dem Prinzip der Wesentlichkeit Prioritäten gesetzt werden. Dies filtert irrelevante Informationen aus der Berichterstattung heraus. Unternehmen sollten vier bis acht wesentliche Themen identifizieren und sie regelmässig überprüfen. Berichte sollten kurz und prägnant sein. Sekundäre Themen können auf der Website des Unternehmens verfügbar gemacht werden. Zuletzt sollte die Interdependenz der finanziellen und nichtfinanziellen Informationen aufgezeigt werden, beispielsweise in einem integrierten Bericht.
5. Nachhaltigkeits-Governance einführen
Um ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Ergebnissen zu erreichen, ist eine Integration der Nachhaltigkeits-Governance in die Governance-Struktur auf allen Ebenen der Organisation erforderlich. Ein Nachhaltigkeitsausschuss, bestehend aus Verwaltungsratsmitgliedern, soll die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie und -leitlinien gestalten und überwachen. Die koordinierte Durchführung der vom Ausschuss festgelegten Nachhaltigkeitsmassnahmen und den Informationsaustausch zwischen Abteilungen und Geschäftseinheiten wird an das Management und die Bereichsleitenden delegiert. Die endgültige Verantwortung liegt damit beim Verwaltungsrat. Als oberstes Führungsorgan überwacht der Veraltungsrat die Einhaltung der Unternehmensziele und stärkt das Vertrauen der Stakeholder in die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens Es wird empfohlen, Aussenstehende wie Interessenvertretende und/oder Expertinnen und Experten einzubeziehen.
6. Identität prüfen
Sobald Unternehmen diese Phase erreichen, wird sich die Einbeziehung der Nachhaltigkeit in Strategie und Management zweifellos auf die Ziele des Unternehmens und die Beziehungen zu Stakeholdern auswirken. In der Folge sollte überprüft werden, ob die Identität des Unternehmens – also Auftrag, Leitbild und Werte – den neuen Verpflichtungen entspricht. Ist dies nicht der Fall, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Änderungen vorzunehmen.
7. Öffentliche Verpflichtungen eingehen
Eine Reihe von allgemeinen und/oder sektorbezogenen Verpflichtungen können Unternehmen dabei helfen, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu formulieren und weiterzuentwickeln sowie sich in ein Netzwerk des Lernens und der Interaktion mit Stakeholdern einzubinden. Beispiele dafür sind der Beitritt zu Initiativen wie dem Global Compact der Vereinten Nationen.
8. Eine Nachhaltigkeitsrichtlinie entwickeln
Die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsrichtlinie ist ein wichtiger Schritt bei der Umwandlung von Strategien in verpflichtende Ziele und Managementsysteme. Die Richtlinie sollte Ziele und Verfahren der Organisation im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements darlegen, um Planung und Durchführung der entsprechenden Massnahmen durch alle Abteilungen und Geschäftsbereiche sicherzustellen. Eine gute Richtlinie ist kurz und objektiv und wird an alle internen und externen Interessengruppen weitergegeben. Zudem können wirtschaftliche Anreize geschaffen werden, indem sozial-ökologische Ziele in die Leistungsbewertungssysteme aufgenommen werden.
9. Managementsysteme anpassen
Die Nachhaltigkeitsstrategie muss in alle Unternehmensbereiche integriert werden und Ziele mit quantifizierbaren Indikatoren enthalten. Diese Key Performance Indicators (KPIs) basieren auf den strategischen Nachhaltigkeitszielen und müssen realistisch, erreichbar und zeitgebunden sein. Die Integration von Nachhaltigkeit erfordert auch die Anpassung von Unternehmensverpflichtungen, Managementsystemen und Richtlinien. Dieser Prozess dient dazu, die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Unternehmensalltag zu institutionalisieren, die Unternehmenskultur zu stärken und das Compliance-Risiko zu reduzieren. KPIs sollten regelmässig verfolgt und überprüft werden. Dem Verwaltungsrat sind die Daten regelmässig vorzulegen.
10. Über Erfolge und Herausforderungen berichten
Um das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen, ist Transparenz entscheidend. Der beste Weg, Transparenz und Verantwortlichkeit zu demonstrieren, ist die Veröffentlichung von Berichten und die Integration in die finanzielle Jahresberichterstattung. Um glaubwürdig zu sein, muss die Berichterstattung ausgewogen, vergleichbar, verlässlich und genau sein.