5.3 Internationale Standards und deren Interoperabilität mit den ESRS
Obwohl die ESRS die umfassendsten Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards sind, sind sie bei weitem nicht die ersten Standards, die sich der Standardisierung und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen widmen. Der erste und bisher am weitesten verbreitete Standard ist der GRI-Standard, mit dem die ESRS die stärkste Übereinstimmung haben. Dies ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit bei der Standardsetzung zwischen den beiden Organisationen. Gemäss den Anforderungen der ESRS zur Anwendung eines doppelten Wesentlichkeitsansatzes und zur Berücksichtigung bestehender Standards sind die Definitionen, Konzepte und Offenlegungen in den ESRS und GRI in Bezug auf Auswirkungen vollständig aufeinander abgestimmt oder, wenn eine vollständige Übereinstimmung aufgrund des Inhalts des CSRD-Mandats nicht möglich war, eng aufeinander abgestimmt. Diese hohe Interoperabilität in Bezug auf die Auswirkungsberichterstattung wurde in einem offiziellen gemeinsamen Statement von GRI und EFRAG anerkannt.
Einen weiteren, aktuelleren Standard hinsichtlich Klimaberichterstattung bilden die IFRS S1 und S2, welche vom International Sustainability Standards Board (ISSB) erstellt wurden. Die ISSB-Standards basieren auf den Empfehlungen der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) und greifen auf bereits existierende Rahmenwerke wie das Carbon Disclosure Project (CDP) und das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) zurück. Mit den ESRS besteht eine hohe Übereinstimmung der klimabezogenen Offenlegungen, wobei fast alle klimabezogenen Offenlegungen der ISSB-Standards in den ESRS enthalten sind. Ein grundlegender Unterschied besteht jedoch im Konzept der Wesentlichkeit. Während die ESRS auf dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit basieren, deckt das ISSB nur die finanzielle Wesentlichkeit ab.
Gemäss einer Ankündigung im Mai bemühen sich GRI und ISSB gemeinsam darum, vollumfängliche Interoperabilität herzustellen. Andere Berichterstattungsstandards und Initiativen fördern ebenfalls die Interoperabilität. Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD), welche sich der Berichterstattung über naturbezogene Abhängigkeiten, Auswirkungen, Risiken und Chancen widmet, hat in den vergangenen Monaten ebenfalls Interoperabilitätsdokumente zwischen ihrem Standard und ESRS, ISSB und GRI veröffentlicht. Ein weiteres Beispiel ist CDP, dessen neuer umfassender Unternehmensfragebogen bereits weitgehend mit den ESRS abgestimmt ist.