Praktisch alle Investoren berücksichtigen in ihren Investmententscheiden in irgendeiner Form ESG-Faktoren. Dies erfordert eine hinreichend tiefgehende Offenlegung seitens der Unternehmen. Während Europa bei ESG-Investitionen traditionell führend ist, haben Anleger in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum inzwischen ähnliche Prioritäten gesetzt, wobei ESG-Investments insbesondere in den USA aktuell sehr kontrovers diskutiert werden und auf politischen Gegenwind stossen.

Die Motivation für nachhaltige Investitionen liegt in erster Linie in der finanziellen Leistung, d. h. der Optimierung des Risiko-Rendite-Profils. Aktien mit guten ESG-Ratings entwickeln sich in der Regel genauso gut oder sogar besser als ihre Konkurrenten auf dem Markt, und dies bei geringerer Volatilität. Wichtig ist hier vor allem, eine langfristige Perspektive einzunehmen. Eine globale Studie unter institutionellen Investoren zeigt ein gewisses Missverhältnis zwischen Investoren und Unternehmen: Während 78 % der Investoren angaben, dass business-relevante ESG-Investitionen selbst dann getätigt werden sollen, wenn dies auf kurze Sicht den Gewinn schmälert, sind nur 55 % der Unternehmen bereit, dies zu tun. Dies mag auf den gefühlten Druck von kurzfristig orientierten Investoren und Sell-side-Analysten im Rahmen der Quartalsberichterstattung liegen. Diese Perspektive kommt insbesondere in Nordamerika und vor allem in den USA zum Tragen. Gleichzeitig sind viele Investoren besorgt darüber, dass Unternehmen Cherry-Picking betreiben und sehr selektive Informationen zu ESG offenlegen. 80% der befragten Investoren geben an, dass viele Unternehmen es nicht schaffen würden, die Gründe für ein langfristiges Investment in Nachhaltigkeit überzeugend darzulegen, und die verfügbaren ESG-Disclosures nur bedingt hilfreich für die Entscheidungsfindung seien.1

Die «Big Three» unter den Vermögensverwaltern sehen ESG als Schlüssel zum finanziellen Erfolg.

BlackRock, Vanguard und State Street Global Advisors definieren in ihren Richtlinien für die Stimmrechtsausübung klare Anforderungen mit Schwerpunkt auf dem Klima und dem Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft, der Vielfalt in den Geschäftsführungen und der Belegschaft sowie dem Management des Humankapitals. Proxy-Berater, wie ISS und Glass Lewis, haben ebenfalls ähnliche Anforderungen eingeführt. Der Fokus liegt auf langfristiger Shareholder Value Creation, in deren Rahmen ESG für den nachhaltigen langfristigen finanziellen Erfolg eines Unternehmens eine bedeutende Rolle spielt.

Anleger widmen dem Klimawandel, einer der dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit, weiterhin besondere Aufmerksamkeit und analysieren das Exposure ihrer Portfolios gegenüber physischen Risiken und Transitionsrisiken. Dazu gehören auch die Berücksichtigung von Chancen, die Anwendung robuster Klimaszenarioanalysen und die Ausrichtung an Net-Zero-Zielen anhand ambitionierter Dekarbonisierungsstrategien. Neben Energie und Emissionen, Wasser und Biodiversität sind auch Gesundheit und Sicherheit, Vielfalt und Inklusion, Menschenrechte und Arbeitsfragen Gegenstand einer ausgewogenen ESG-Debatte.

Wichtigste ESG-Aspekte

  • Unternehmensgovernance und Geschäftsethik
  • Klimarisiken (TCFD-Berichterstattung)
  • Energie und Emissionen (Netto-Null-Ziele)
  • Biodiversitätsrisiken (TNFD-Berichterstattung)
  • Umweltauswirkungen von Produkten und Services
  • ESG-Kontroversen und Compliance 
  • Diversität und Inklusion
  • Gesundheit und Sicherheit
  • Arbeitsstandards und Menschenrechte in der Wertschöpfungskette (Due Diligence)

Quelle: EY, Sixth global institutional investor survey, November 2021 und Swiss Sustainable Finance (SSF), Swiss Sustainable Investment Market Study 2024

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EY, Global Corporate Reporting and Institutional Investor Survey, November 2022.

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