Das moderne Verständnis von nachhaltiger Entwicklung wurde im Jahr 1987 durch den Brundtland-Bericht «Our Common Future» der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der vereinten Nationen (WCED) begründet. In diesem Bericht wird nachhaltige Entwicklung definiert als «eine Entwicklung, die gewährleistet, dass die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne die Möglichkeit künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen»1. Dieser Definition liegen zwei Kernkonzepte zugrunde. Erstens wird die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse dieser und zukünftiger Generationen, wie Nahrung, sauberes Trinkwasser oder Gesundheitsversorgung betont. Zweitens wird auf die Existenz planetarischer, sozialer und technischer Grenzen hingewiesen, innerhalb derer Bedürfnisse gedeckt werden können, ohne dabei die Umwelt zu überstrapazieren oder soziale Gerechtigkeit zu gefährden. 

Für den Übergang hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, wurde die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelt. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (englisch UN Sustainable Development Goals, «SDGs») sind politische Ziele, die darauf ausgerichtet sind, eine umfassende nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene zu fördern.2 Sie umfassen Ziele wie die weltweite Beendigung von Armut (SDG1), Ungleichheit in und zwischen Ländern zu verringen (SDG 10) oder Sofortmassnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen (SDG 13). Nebst den Zielen für nachhaltige Entwicklung wurde im Jahr 2015 mit dem Pariser Abkommen erstmals ein rechtsverbindlicher internationaler Vertrag festgelegt, welcher dem Klimawandel entgegenwirken und die sukzessive Reduktion der Treibhausgasemission fördern soll.3

Zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung kann die Finanzindustrie eine führende Rolle einnehmen. Laut einer Hochrechnung der Schweizerischen Bankiervereinigung aus dem Jahr 2021 liegt der jährliche Investitionsbedarf (in der Schweiz) bei rund CHF 13 Mrd., um das Netto-Null-Ziel bis zum Jahr 2050 zu erreichen.4 Begriffe wie «Sustainable Finance» (SF) oder «ESG» haben sich hierbei zu wichtigen Konzepten an der Schnittstelle zwischen Finance und der Umsetzung von den Nachhaltigkeitszielen entwickelt. Obwohl keine völlig einheitliche Definition von SF besteht und die Abgrenzung zu anderen Begriffen oft unscharf ist, gibt es folgende Aspekte, die das Konzept charakterisieren können. Der Bereich Sustainable Finance (SF) oder Sustainable Finance and Investments (SFI) befasst sich erstens mit der Interaktion zwischen Investitionen und Kreditvergaben im Kontext von wirtschaftlichen, sozialen oder ökologischen Fragestellungen.5 Dabei adressiert SF zweitens langfristig orientierte finanzielle Entscheidungen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung.6 Drittens definieren Cunha et al. SFI als «die Verwaltung von Finanzmitteln und Investitionen mit dem Ziel, langfristige, positive und messbare soziale und ökologische Auswirkungen zu fördern»7. Viertens integriert die europäische Kommission in ihrer Definition von SF Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen (ESG), welche in Investitionsentscheidungen im Finanzsektor berücksichtigt werden.8 Im Rahmen der vorliegenden Studie wird auf nachfolgende Definition von Sustainable Finance abgestützt:9

Sustainable Finance (SF)

Sustainable Finance bezieht sich auf den Prozess der Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) bei Finanzierungsentscheidungen. Die Berücksichtigung dieser Aspekte soll langfristig zu mehr Investitionen in nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten und Projekte führen.

1 WCED, 1987, S. 37

2 UN, online

3 UNFCCC, online

Benz et al., 2021 

5 Schoenmaker & Schramade, 2019, S. 4

6 Busch et al., 2016; Krauss et al., 2016; Urban & Wójcik, 2019

Cunha, 2021, S. 3826

8 In Anlehnung an Europäische Komission (a), online

Cunha, 2021, S. 3826

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